Ein Atelierbesuch bei der Berliner Malerin Hannah Bischof
Die Berliner Malerin Hannah Bischof in ihrem Atelier in Berlin-Kreuzberg. (Bild © Navina Neuschl)
Mitten in Berlin-Kreuzberg, in einem Hinterzimmer der Ladengalerie Sphinx der Keramikkünstlerin Mechthild Hummel, die vormals eine Fleischerei beherbergte, hat sich die Malerin Hannah Bischof ihr Atelier eingerichtet, zur Untermiete. Mehr schmaler Gang, als geräumige Werkstatt. Kaum, dass man sich den Weg bis zur Staffelei bahnen kann, auf der gerade eine neue Leinwand steht, so gedrängt stehen die Bilder, ordentlich verpackt und die nur darauf warten, endlich wieder bei einer Ausstellung gezeigt zu werden. Es wird Zeit, denn in den vergangenen eineinhalb Jahren, die bestimmt waren von der Pandemie, war es kaum möglich, längerfristig eine Ausstellung zu planen. Hannah Bischof, die, wie die meisten Kulturschaffenden, nur mit einer großen Kraftanstrengung diese prekären Monaten umschiffen konnte, lädt während der Berliner Art Week vom 17. bis 19. September 2021 zu einer Werkschau, öffnet ihr Atelier und zeigt mit Hannah Bischof – Die Erinnerungen sehen mich eine Auswahl ihres malerischen Schaffens der vergangenen zehn Jahre. Im Mittelpunkt der dreitägigen Ausstellung stehen Geschichten, die nicht erzählt werden und die es in den poetisch-melancholischen Interieurs und Stillleben Hannah Bischofs zu entdecken gilt. Erstmals sind auch Gemälde ausgestellt, die inspiriert sind von Gedichten des schwedischen Literaturnobelpreisträgers Tomas Tranströmer (1931-2015) sowie Bilder aus dem Zyklus Exodus.
Inspiriert von Hannahs Bilderwelten, denen ich zum ersten Mal 2017 begegnet bin, freue ich mich, dass ich im Rahmen dieses offenen Ateliers aus meinem Stefan-Zweig-Abend Die unsichtbare Sammlung und andere Erzählungen lesen darf, ist doch dieser Abend gerade noch im Entstehen begriffen und mit Sicherheit gilt es an diesem Wochenende noch die eine oder andere Inspiration zu entdecken, sei es in einem Bild aus dem Exodus-Zyklus für die Zweig-Erzählung Episode am Genfer See oder bei einen meiner geplanten Museumsbesuchen für die unsichtbare Sammlung. Und Buchmendel? Sicherlich wartet er bereits, tief versunken in seinen Katalogen, in einem der unzähligen Berliner Cafés auf mich, das ich nur noch finden muss …
Kurz bevor ich die Koffer packe, um über Dresden nach Berlin zu fahren, haben Hannah und ich uns noch zu einem Kantinengespräch in den Theaterwelten verabredet. Premiere! Es liegt ein süßer Duft von Sternanis und Zimt in der Luft, als ich in meinen Gedanken an diesem Spätsommernachmittag das Atelier betrete. Durch das Hoffenster fällt warmes Licht in das Atelier. Apfelkuchen! Von diesem Apfelkuchen schwärmt der ganze Kiez. Ist Hannah Bischof eingeladen, was bestellen die kundigen Gastgeber als Mitbringsel? Natürlich, ihren legendären Apfelkuchen, am Besten mit Schlagsahne!
Das Atelier von Hannah Bischof. Links und rechts stehen aufgereiht zahlreiche fertige Bilder. Am anderen Ende des Raumes wartet ein noch unfertiges Bild auf seine Vollendung. (Hannah Bischof, Berlin, August 2021)
Ein Tischchen mit einem Korbsessel macht das Atelier von Hannah Bischof neben all den Malutensilien zu einem gemütlich-inspirierenden Ort. So manches Kunstgespräch führte man hier schon versonnen über ein Stück Apfelkuchen gebeugt …
Michael Stacheder: Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Besuch in Deinem Atelier erinnern, der im November 2019 gewesen sein muss, als ich zur Preisverleihung des Theaterwettbewerbs andersartig gedenken on stage in Berlin war. Ein grauer, verregneter Herbsttag, und was nur als kurze Besichtigung geplant war, entwickelte sich zu einem mehrstündigen Gespräch über die Kunst, über Deine Malerei und über die Sinnhaftigkeit in unserem täglichen Tun. Erinnerst Du Dich?
Hannah Bischof: Ja, ich erinnere mich sehr gut daran. Vor allem deshalb, weil du auf Anhieb meine Bilder verstanden hast – und das ist bei zeitgenössischer Kunst ja nicht immer so einfach. Das hat mich sehr glücklich gemacht, weil ich mitunter unsicher bin, ob meine Bilder von den Betrachtenden auch so gesehen werden wie ich. Natürlich erwarte ich nicht, dass man sofort begreift, was ich auf den Bildern darstelle oder damit aussagen will (das weiß ich am Anfang nämlich selbst oft gar nicht, weil ich intuitiv und nicht bewusst male). Aber dass es eine gewisse Übereinstimmung oder eine Ahnung gibt, was mein Bild sagen soll, das ist schon mal ein guter Anfang für ein Gespräch.
Michael Stacheder: Deiner ersten Ausstellung nach den langen Monaten der Pandemie hast du den Titel Die Erinnerungen sehen mich gegeben, nach einem gleichnamigen Gedicht des schwedischen Literaturnobelpreisträgers Tomas Tranströmer. Was fasziniert Dich an Tranströmers Werk?
Hannah Bischof: Die Metaphorik. Die Bilder, die er mit seinen Worten malt. Eine unglaubliche Sprach- fähigkeit, manchmal fast Sprach-gewalt, die mich mitunter geradezu sprachlos macht und immer wieder von Neuem begeistert, weil mir solche Bilder selbst nie einfallen würden.
Michael Stacheder: In den letzten zwei Jahren hast Du Dich aber nicht nur von den eigenwilligen Sprachbildern Tomas Tranströmers inspirieren lassen, sondern es entstand auch ein surreales Bild für Olav H. Hauge, einem in Deutschland kaum bekannten norwegischen Lyriker und Übersetzer, mit dem Titel Das ist der Traum, als ob zwei rote Bücher über die Welt hinweg fliegen würden. Ist für Hannah Bischof die Malerei auch immer Weltflucht?
Hannah Bischof: Hm – das ist eine schwierige Frage. Welt-flucht – nein, das kann ich eigentlich nicht sagen. Allerdings verliere ich mich beim Malen in der Farbe, in den Bildern, die kurz aufscheinen und die ich dann doch wieder übermale. Vor allem, wenn sich mitunter Momente ergeben, die sich anfühlen wie ein Faden, den ich aufwickeln muss zu einem Wollknäuel, so seltsam das auch klingt. Diese Momente sind nicht sehr häufig; ich habe sie mitunter erlebt, wenn ich lange an einem Bild gemalt habe und es einfach nichts wurde. Und aus diesem Gefühl der Mutlosigkeit und Resignation heraus entstand auf einmal ein ganz spannendes Bild. Ich habe noch einmal angefangen (mitunter das Bisherige übermalt oder irgendetwas Unpassendes auf die Leinwand gesetzt), und hatte plötzlich das Gefühl, dass es weitergeht und weitergehen wird, wenn ich jetzt nicht nachlasse und mich darauf einlasse. Ich kann das schlecht in Worte fassen, aber in solchen Momenten merke ich tatsächlich nicht mehr, was um mich herum passiert; ich denke nicht mehr über Nachrichten, Probleme oder andere Dinge nach, sondern bin „im Bild drin“. Dann ist es vielleicht eine Weltflucht. Aber sonst – nein. Und Olav H. Hauge hat mich deshalb fasziniert, weil er – ebenso wie meine Großmutter Maria Fenski – an Schizophrenie gelitten hat. Er ist deswegen mehrere Male in der Psychiatrie gewesen und anschließend wieder nach Hause zurückgekehrt. Diese Zeit, wo er sich mit anderen Wahrnehmungen „beschäftigt“ hat, hat er übrigens in seinen Tagebüchern als seine „Diamantzeit“ bezeichnet – also als eine für ihn ganz wertvolle, sogar wunderbare Zeit. Er hat das nicht weiter ausgeführt, aber ich fand es sehr spannend, dass jemand Schizophrenie bzw. den Zustand, in dem er sich dann befindet, als außerordentlich inspirierend und besonders ansieht. Schizophrenie ist ja in unserer Gesellschaft sehr negativ besetzt und mit vielen Ängsten und Vorurteilen behaftet. Zu lesen, dass jemand das ganz anders sehen kann – und auch in seine Arbeit, seine Lyrik und Texte, integrieren kann -, das fand ich faszinierend.
Michael Stacheder: Mit Beirut, August 2020 entstand wohl eines der für mich spannendsten Bilder der vergangenen Monate. Eine Momentaufnahme nach der Explosion, die ganze Stadtteile zerstörte. Ein Mietshaus, dessen äußere Fassade weggesprengt wurde.
Hannah Bischof: Ja, das ist ein Bild, das ich mir am Anfang gar nicht so recht erklären konnte. Ich wusste nicht, was es sein sollte, was es darstellte, aber zu diesem Zeitpunkt ereignete sich diese Explosion am Hafen in Beirut, und ich hörte tagelang dazu die Nachrichten und war wütend über all die Menschen, die lange vorher wussten, dass dieses Material dort ungesichert gelagert wurde, und die trotzdem nichts zum Schutz der Bevölkerung unternommen hatten. Inzwischen weiß ich, dass vieles von dem, was mich sehr beschäftigt und emotional umtreibt, auch seinen Widerhall in meinen Bildern findet. Ich konnte mir dieses Bild also nicht anders erklären, als dass es die Darstellung dieser Situation in Beirut sein musste. Ja, das kann es sein – ein großes Haus, das seine Fassade, seinen Schutz verloren hat.
Hannah Bischof, Beirut, August 2020, Acryl auf Leinwand, 0,80 x 1,00 m, Berlin 2020 © Navina Neuschl
Michael Stacheder: Als Theatermacher beeindruckt und inspiriert mich wohl in Deiner Bildsprache dieses „szenenhafte“ der Räume, die mich in ihrer naiv-poetischen zu Weilen abstrakten Darstellung auch immer wieder an den dänischen Maler Hammershøi erinnert, ein Meister des melancholischen Interieurs. Waren die Menschen bei ihm noch Teil der Inszenierung, agieren die Menschen bei Dir als Widergänger, als Suchende in einer für sie zu großen, verlorenen Welt, als ob sie nicht hierher gehörten. Die Menschen sind bei Dir immer ein stückweit auch Suchende?
Hannah Bischof: Ja, ich glaube, ja. Das mit der „großen, verlorenen Welt“ – also in dem Sinne, dass die Menschen in ihr verloren sind – das stimmt. Mir fällt dazu der Titel eines Gedichtbandes der schon lange verstorbenen und wohl auch fast vergessenen Berliner Lyrikerin Hildegard Pieritz ein, die ich mit 17, 18 in Berlin kennenlernte und dann auch einmal zu Hause besuchte. Sie schenkte mir drei Bücher von sich, und eines trug den Titel: „Ausgesetzt auf diesem Planeten“. Ich glaube, so kann man die Menschen auf meinen Bildern mitunter sehen. Ja, sie suchen nach einem Ort, an dem sie Zuhause sind, wo sie eine Zuflucht finden können. Es ist fast der Blick eines Kindes auf die Welt, die so groß wirkt, so mächtig, so gewaltig – und in der sie sich verlieren.
Michael Stacheder: Du selbst hast Dich 2011 auf eine sehr persönliche Suche begeben, auf die Erforschung eines lang gehüteten, dunklen Familiengeheimnisses, dessen Verarbeitung einen wichtigen und entscheidenden Einfluss auf Deine künstlerische Arbeit genommen hat. Wie sehr hat Dich diese Auseinandersetzung mit Deiner Familiengeschichte und dem Schicksal Deiner Großmutter in Deinem künstlerischen Tun beeinflußt?
Hannah Bischof: Ich glaube, mehr als ich mitunter erahnen kann (Hält für einen kurzen Augenblick inne.) Die Bilder, die ich letztendlich zum Zyklus für Maria zusammengefügt habe, sind ja nicht bewusst entstanden. Ich kann nicht bewusst malen, ich male (fast) immer intuitiv, und so sind die Bilder zu mir gekommen. Zum Teil mit sehr großen Abständen dazwischen; auch nicht in der Reihenfolge, in der sie jetzt in den Ausstellungen zu sehen sind. Mitunter wusste ich am Anfang auch gar nicht, dass es ein Bild für Maria ist; ich konnte es nicht einordnen. Aber irgendwann hat es sich gefügt, und dann entstand in mir der Wunsch, sie alle als einen Zyklus zu zeigen, zusammen mit sechs Schwarz-Weiß-Fotos aus der Familie meiner Großeltern, die ich habe vergrößern lassen. Und ich wollte den Zyklus an die Öffentlichkeit bringen, weil ich meiner Großmutter ihre Würde zurückgeben wollte, die die Nationalsozialisten ihr mit ihrer Ermordung als „Ballastexistenz“ und „unnütze Esserin“ genommen hatten. Ich wollte sie auch aus dem Schweigen holen, aus dem Schweigen befreien, das das Thema der sogenannten „Euthanasie“ immer noch umgibt.
Über einem Regal im Atelier mit diversen Tassen, Tellern, Gläsern, Tee- und Kaffeekannen und einer Dose mit Kandiszucker hängt in einem schwarzen Rahmen die Fotografie einer jungen Frau: Die Schwarzweißaufnahme zeigt Hannah Bischofs Großmutter Maria Fenski, die Opfer der sogenannten „NS-Euthanasie“ wurde.
Michael Stacheder: Die Erinnerungen suchen Dich somit auch?
Hannah Bischof: Ja, ich glaube, das tun sie. Die Erinnerungen suchen mich, und die Bilder suchen mich. Das ist ein sehr schönes Bild, Michael, dass Ich von den Bildern gesucht werde. Und der Zyklus für Maria war ja auch ein langes Suchen – das erste Bild ist 2011 entstanden, das letzte 2015, und ich besaß doch schon seit 2003 eine Kopie der Krankenakte von Maria. Es hat wohl eine Weile gebraucht, bis sich all das, was ich gelesen und von Verwandten über meine Großmutter erfahren habe, in Bilder verwandelt hat. Seit 2016 wandere ich jetzt mit dem Zyklus für Maria durch die Bundesrepublik, und es hat mich insofern beeinflusst, dass es mich – als Hannah Bischof – auch befreit hat. Sagen zu können, ja, meine Großmutter war schizophren, das ist eine schwere Krankheit, aber für mich ist es keine Stigmatisierung (mehr), ist sehr befreiend. Mein künstlerisches Tun hat es dahingehend beeinflusst, dass ich als Malerin auch sichtbar(er) geworden bin. Es ist eine Ausnahme, dass eine Angehörige künstlerisch das Leben und den Tod einer „Euthanasie“-Ermordeten be-arbeitet (und damit auch ver-arbeitet). Und es hat mich darin bestärkt, immer wieder intensive Farben beim Malen zu verwenden – der Maria-Zyklus ist ja sehr farbig und keinesfalls grau-in-grau; das spricht sehr viele Menschen an – und das ist ein großes Glück für mich, weil so immer mehr von Maria erfahren und sich dann vielleicht auch selbst auf die Suche nach Verwandten begeben, von denen sie möglicherweise gehört haben und eine ähnliche Geschichte vermuten. Im Übrigen habe ich mit diesem Zyklus viele wunderbare Menschen kennengelernt, und ich lerne vor allem auch immer wieder Besucher*innen kennen, die sehr froh darüber sind, dass ich diese Bilder zeige und Marias Geschichte erzähle, weil sie selbst Angehörige hatten, die ermordet worden sind und über die niemand je gesprochen hat – oder halt sehr spät. Es befreit auch Menschen, die Erfahrung mit dieser Krankheit gemacht haben und sie jetzt von mir, durch mich und diese Ausstellung, offen angesprochen sehen.
Michael Stacheder: Du sagtest einmal, so steht es zumindest auf Deiner Homepage, „was sich mir eindrückt, dem gebe ich Ausdruck. Ich gebe es zurück als ein Bild, ich zeige im Bild verwandelt die Welt.“ Neben dem Zyklus für Maria entstand zwischen 2015 und 2019 der Exodus-Zyklus, der die Kriege und die Vertreibungen der Menschen unserer Gegenwart thematisiert. Inmitten der Katastrophe wird auf einem der Bilder ein Maikäfer zum Symbol für die Hoffnung. Er erhebt sich, blutverschmiert und brummt davon.
Hannah Bischof, Maikäfer, flieg!, 2016, Acryl auf Leinwand, 0,90 x 1,20 m © Ben Bischof
Hannah Bischof: Ja, das stimmt. Mit meinen Bildern „verwandle ich die Welt“. Ich zeige sie, wie man sie sonst nicht wahrnimmt, und kann damit einen anderen Blick auf die Welt ermöglichen. So wie mit dem Maikäfer. Das ist übrigens eines meiner Lieblingsbilder – und in einem solchen Prozess entstanden, wie ich ihn vorhin bei deiner Frage zur „Weltflucht“ beschrieben habe. Der Maikäfer erhebt sich über den brennenden Boden, in den blauen Himmel und in die Zukunft hinein, und fliegt davon. Ich hatte beim Malen die ganze Zeit das Kinderlied „Maikäfer, flieg!“ im Kopf (so wie ich bei dem Bild „Die Welt geht aus den Fugen“ das Gedicht von Jakob van Hoddis -„Weltende“- im Kopf hatte). Es ist ein sehr seltsames Kinderlied, weil es ja etwas ganz Schreckliches beschreibt: den Verlust von Vater UND Mutter. Dennoch lässt dieses Kind, das das Lied singt, den Maikäfer fliegen. Es hätte ihn auch einsperren können (ein altes Marmeladeglas mit Butterbrotpapier und Löchern und einem Gummi obendrüber, so wie ich als Kind die Grashüpfer einsperrte – und dann wieder frei ließ). Aber genau das macht das Kind nicht. Es lässt den Maikäfer fliegen, ja, es fordert ihn dazu auf. Es schenkt ihm die Freiheit, es ermuntert ihn zur Freiheit. Und das nach der Katastrophe, die hinter ihm – dem Kind und auch dem Maikäfer – liegt. Der Maikäfer wird zu einem Symbol für die Hoffnung. Ja, das sollte und soll er auch sein.
Eigentlich müsste ER am Ende des Zyklus stehen und nicht das Bild „Wiederaufbau“. Aber er symbolisiert ja auch die Hoffnung während der Katastrophe, während der Flucht, vielleicht auch während des Ankommens in einem neuen Land, an einem neuen, anderen Ort. Wenn ich jetzt die Nachrichten höre über Afghanistan oder all die anderen Länder in der Welt, aus denen die Menschen flüchten, dann denke ich an den Maikäfer, wenn ich verzweifelt bin. Ich wünsche all den Menschen eine Hoffnung wie den Maikäfer – auch wenn diese Hoffnung sehr, sehr klein sollte. Aber ohne eine solche Hoffnung, auch wenn sie noch so klein ist, kann man nicht weitergehen und auch kein neues Leben in der Fremde anfangen, egal, was passiert ist und hinter einem liegt. Und der Maikäfer ist ja nicht nur ein Symbol der Hoffnung – er ist auch ein Symbol für die Freiheit – jedenfalls in dem besagten Kinderlied.
Das digitale Atelier von Hannah Bischof findet ihr hier: www.hannah-bischof.de
Zugabe
#TheaterweltenLive auf Instagram am 12. September 2021 mit Hannah Bischof
Hannah Bischof, In meinem Atelier, 2013, 1,00 x 1,00 m © Ben Bischof
Hannahs bester Apfelkuchen
Zutaten
für eine Springform, Durchmesser 26 cm
Für die Füllung
2 kg Äpfel
100 g Zucker
1 TL Zimt
Nach Belieben:
1 Zimstange
1 bis 2 Nelken
1 Sternanis
Für den Teig
300 g Weizenmehl, Type 405
180 g weiche Butter
½ Päckchen Backpulver
100 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Ei
1 Eigelb (zum Bestreichen)
Butter zum Einfetten der Springform, Mehl zum Ausrollen
Für die Füllung die Äpfel vierteln, das Kerngehäuse entfernen, schälen, und zusammen in einem Topf mit Zucker (und nach Belieben mit Zimtstange, Nelken und Sternanis zum feinen Aromatisieren) auf kleiner Flamme weich dünsten. Darauf achten, dass dabei kein Apfelmus entsteht! Den Zucker gleich von Anfang an unter die Äpfel heben, damit er sich mit dem Fruchtsaft verbindet. Das Ganze am Besten einen Tag vor dem Backen dünsten, so dass alles gut durchziehen kann.
Für den Tag die weiche Butter zusammen mit dem Ei, Mehl, Backpulver, Zucker und Vanillezucker mit dem Knethaken einer Küchenmaschine vermengen und mit den Händen zu einer Kugel formen, in eine Frischhaltefolie packen und im Kühlschrank über Nacht kalt stellen.
Die Springform mit Butter einfetten. Die Gewürze aus den gedünsteten Äpfeln entfernen. Den Backofen auf 180° vorheizen.
Den gekühlten Teig aus dem Kühlschrank nehmen und etwa zwei Drittel auf dem Boden der Springform mit den Händen andrücken und einen Rand hochziehen. Den Boden mit einer Gabel ein paar Mal einstechen. Das restliche Drittel des Teiges kann kurz zurück in den Kühlschrank gestellt werden. Die Springform mit dem Boden jetzt bei 180° im Ofen auf mittlerer Schiene ca. 10 Minuten backen. Der Teig sollte leicht gebräunt und halbwegs fest sein, aber bitte nicht hart, da der Kuchen ja noch weiterbacken muss; also zwischendurch nachsehen und testen.
Die Form aus dem Ofen nehmen, das Zimtpulver unter die Äpfel mischen und diese auf dem Boden verteilen. Den restlichen Teig aus dem Kühlschrank holen, eine Fläche zum Ausrollen mit Mehl bestäuben und den Teig zu einer runden Platte ausrollen. Zum Hochheben des Teiges empfiehlt sich der Einsatz eines Tortenhebers. Damit kann man den Teigdeckel leichter auf die Springform setzen. Überlappende Teigreste auf dem Kuchen verteilen, „Löcher“ schließen. Das Eigelb mit einem nassen Kuchenpinsel verquirlen und den Kuchen damit bestreichen. Im Ofen auf 180° ca. 25 Minuten backen. Auskühlen lassen. Am Besten am nächsten Tag essen, weil er frisch noch etwas bröckelig ist.