Das Herz eines Boxers

von Lutz Hübner

Eine Inszenierung für das Theater Naumburg (2014) 

 

 

Boxer 1

Boxer 4

Boxer 2

Bühnenmodell von Aylin Kaip für „Herz eines Boxers“ am Theater Naumburg, Frühjahr 2013

 

Jojo ist 16 Jahre alt und in seinem Leben läuft es gerade nicht so toll. Er ist, wie die Erwachsenen sagen würden, auf die schiefe Bahn geraten. Als er auch noch die Bewährungsstrafe für den Boss seiner Clique übernimmt, verhöhnen ihn die anderen obendrein und beschimpfen ihn als Idioten. Und sonst? Eine Freundin hat er natürlich auch nicht. Als das Gericht ihn dazu verurteilt, in einem Altersheim Dienst zu tun, wendet sich sein Schicksal. Dort trifft er auf den ehemaligen Preisboxer Leo. Während Jojo die Wände anstreicht, scheint Leo zunächst nur stumm herumzusitzen. Doch bald schon kommen sie ins Gespräch und es entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden. Ohne sentimentale Gefühle nimmt Leo sich des Schicksals von Jojo an und verwirklicht sich selbst einen letzten Traum, von dem er gar nicht mehr zu träumen wagte. Eine anrührende Geschichte, die das Generationenthema mit dem wachsenden Problem vieler, am Rande der Gesellschaft zu stehen, verbindet.

Das Herz eines Boxers – 
Was bleibt von mir? 
Gedanken zur Inszenierung am Theater Naumburg (Frühjahr 2013)

Unsere Geschichte von Leo, dem Boxer und Jojo, einem 16jährigen Halbstarken, der seine Sozialstunden im Altenheim ableisten muss, spielt in den 60er Jahren. Leos Karriere als Boxer ist schon lange zu Ende. Ohne eine Lebensaufgabe hat er sich in eine innere Emigration zurückgezogen; er will nur noch seine Ruhe haben. Kapselt sich von seiner Umgebung ab.  Er vereinsamt. Mehr in der Vergangenheit lebend, als in der Gegenwart. Er sitzt zu Beginn des Stücks in einem Berg voller Umzugskartons. In den Schachteln hortet er sein ganzes Leben, Erinnerungsstücke an eine längst vergangene Zeit: die großen Erfolge als Boxer im Zirkus, bei den Revuen. Sein Überleben als „roter Leo“ in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus. Zeugnisse seines Lebens. Und was bleibt? Jojo dringt Schritt für Schritt zu dem abweisenden, in sich gekehrten Leo vor. Er versucht ihn aus seiner Vereinsamung zu befreien. 

Sinnbildlich wird Jojo in unserer Geschichte nicht das Zimmer neu streichen, sondern die Umzugskartons ordnen und neu aufrichten, so dass am Ende eine Häuserfront oder ähnliches entsteht: Leo hat die Freiheit wieder und kann ein neues Leben beginnen.  Jojo hat seinerseits Verantwortung für jemanden anderen übernommen und hat am Ende an Selbstbewusstsein dazugewonnen.  Leo gibt seinen Mut an Jojo weiter, wie er auch seine Erinnerungen und Lebenserfahrungen als  „Erbe“  weitergibt. Und Jojo zeigt Leo, dass man für einen Ausbruch/Neuanfang nie zu alt ist. 

 

Szenenbilder von Aylin Kaip während der Fotoprobe im Februar 2014

 

Pressestimmen

„Der lange Applaus des Premieren-Publikums allerdings galt nicht nur dem Schauspieler Duo, sondern ebenso Regisseur Michael Stacheder und Ausstatterin Aylin Kaip. Sie setzen Leo in eine Umwandung aus Kartons, die Jojo nacheinander abträgt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Handlung, in der Jojo Leos Zimmer streichen soll, wählen sie damit auch optisch ein Mittel, mit dem das langsame gegenseitige Zueinanderfinden der beiden Figuren verdeutlicht wird.“
(Naumburger Tagblatt, Februar 2014)

 

Regie Michael Stacheder
Bühne und Kostüm Aylin Kaip

Mit Souheil Boroumand und Holger Vandrich

Premiere am 22. Februar 2014 im Theater Naumburg