Man solle nicht lesen, um alles herunterzuschlucken,
sondern vielmehr sehen, was man gebrauchen kann.
Henrik Ibsen
Stetig wachsende Bücherberge begleiten mich bei meinen Projekten. Egal ob es sich nun um eine Inszenierung für das Theater handelt oder ob ich einen literarischen Abend gestalte: Bücher sind eine für mich unersetzliche und wertvolle Quelle der Inspiration. Sie gehören zur unbedingten Grundausstattung, wenn ich mich am Beginn eines Projekts auf die Reise durch ein Werk begebe. Im „Koffer der Inspirationen“ dürfen sie auf keinen Fall fehlen. Ohne Bücher geht es nicht. Neben den vielen Inspirationen, Anregungen und Ideen, die in die Konzepte einfließen, entdecke ich in ihnen natürlich auch viel Wissenswertes über die Hintergründe oder finde ganz neue, nicht für möglich gehaltene Ansätze. Nicht selten öffnen mir Bücher die Türen zu neuen gedanklichen Räumen, von denen aus ich das Werk ganz neu beginne zu denken. Lesen ist für mich ein elementarer Vorgang innerhalb des Entstehungsprozesses meiner Arbeiten. Um dem Werk und dem Autor gerecht zu werden, muss ich alles wissen. Gerade in den Monaten der Vorbereitungen, beim Entwickeln einer Idee, einer Vision, fresse ich mich förmlich durch die unzähligen Bücher, die ich zum jeweiligen Thema angehäuft habe. So gut es geht, versuche ich, Autor und Werk kennenzulernen, die historischen wie biografischen Hintergründe zu durchdringen. Erst durch das Wissen um das Stück, um die Texte, vollzieht sich bei mir die Freisetzung der Phantasie, die am Ende Interpretation ist.
Wohin sich die Bücherberge ausdehnen werden? Ganze Gebirge stapeln sich zeitweise neben den Arbeitstischen, um nach der Reise, thematisch geordnet, irgendwie in die immer weniger werdenden Regale einsortiert zu werden. Dort stehen sie nebeneinander, dicht gedrängt, manchmal gar in Zweierreihen, gestapelt und übereinander liegend. Für mich ist meine kleine Bibliothek eine wertvolle Schatzkammer, Teil meines Denkraums, der Dramaturgie, aus dessen Bestand auch nur äußerst selten ein Exemplar verliehen wird. Und das auch nur mit großem, inneren Unwohlsein!
Auch wenn ich nicht gerne meine Bücher verleihe, so möchte ich Euch hier dennoch von und über sie erzählen. Begleitend zu den Projekten stelle ich in der Bibliothek eine Auswahl von Büchern vor, die mich auf meinen Reisen durch die Stücke und Werke inspirierten. Das kann der besondere Roman oder eine Biografie sein oder aber auch der wertvolle Bildband einer Ausstellung, in der ich ganz neue Assoziationen für das Projekte entdeckte.
Mein großes Interesse gilt besonders der Zeit des Fin de Siècle und der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. So ist es nicht verwunderlich, dass die heimlichen literarischen Hausgötter in den Theaterwelten Arthur Schnitzler, Ödön von Horváth, Franz Kafka, Joseph Roth, Erich Kästner, und, und und … natürlich der große Stefan Zweig sind, gefolgt von Thomas Bernhard, den ich derzeit immer öfters aus dem Regal ziehe oder auch immer wieder einen Ibsen, Strindberg, Lessing, Kleist, Schiller … die Dramatiker der Antike.
