von Christoph Nußbaumeder

Christoph Nußbaumeder entwirft in seinem Stück ein Panorama von Figuren, denen allen eine Sache gemeinsam ist: Sie träumen von einer besseren Zukunft. Von Wohlstand und einer gesicherten Existenz, von Bildung und gesellschaftlichem Aufstieg der Kinder, aber auch von Nähe zu einem anderen Menschen, von Freundschaft und Liebe.
Ort des Geschehens ist eine Gurkenplantage. Polnische Saisonarbeiter treffen zur Ernte ein, liegen auf dem Gurkenflieger, pflücken Gurken oder arbeiten in der Fabrik. Während dieser Zeit begeben sie sich in die Abhängigkeitdes Fabrikanten, der sie als sein Eigentum betrachtet, über das er frei verfügen kann. Gewinnmaximierung rangiert vor Menschlichkeit. Dabei ist dieser ein trauriger Mensch, der nach dem Tod seiner Frau vereinsamt ist und hofft, mit Marlies dem Alleinsein zu entfliehen. Marlies träumt sich fort in die Südsee. Ihre Realität wird zur Kontrastfolie, von der sich ihr Traum von einer solidarischen Gemeinschaft freier Menschen abhebt. So verknüpft jede der Figuren seinen Traum von der Zukunft an die hässliche Realität auf der Plantage. Die Gurkenplantage, für die Figuren das Sinnbild der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, wird zum Synonym der Ausbeutung und Unterdrückung. Es ist letzten Endes der Ort der zerplatzten Träume und gescheiterten Beziehungen.
Christoph Nußbaumeder, geboren 1978, aufgewachsen in Niederbayern, gewann mit seinem Erstling „Mit dem Gurkenflieger in die Südsee“ den 2. Stückewettbewerb der Schaubühne Berlin. Uraufgeführt wurde das Stück im Sommer 2005 bei den Recklinghausener Ruhrfestspielen und anschließend ans Landestheater Linz übernommen.
Pressestimmen
„Gurkendelta-Blues in den deutschen Südstaaten“
„Mit dem Gurkenflieger in die Südsee ist keine kopflastige Dramatik, kein Endlos-Monologisieren, sondern starke Emotion, in fast filmische Sequenzen unterteilt. Die scheinbar skizzenhafte Figurenzeichnung erscheint fein herausgearbeitet, die Dialoge kommen Schlag auf Schlag, zugleich poetisch und bitterböse. (…) Inszeniert und ausgestattet hat es (…) Michael Stacheder, ein Theaterverrückter. (…) Mit sicherem Gespür gelingen Stacheder Stimmungen, die die niederbayerische Südstaaten-Atmosphäre, einer Mischung aus Martin Sperrs und John Steinbecks Milieus widerspiegeln. (…) So einfach der zentrale Teil des Bühnenbilds aus Biertischen und einer zweistufigen Treppe auch gestaltet war, es stand glaubwürdig für die einzelnen Schauplätze wie das Gestell des Gurkenfliegers, den Badebereich des Weihers und die Dorfdisco und machte darüber hinaus die inneren Zusammenhänge deutlich.“ (Landshuter Zeitung)