Stefan Zweigs Die unsichtbare Sammlung und andere Erzählungen für einen Leseabend
Ein trüber Tag in Salzburg im Frühjahr 2013. Nebelverhangen der Blick auf die Altstadt mit dem Mönchsberg im Hintergrund. Hier verbrachte Stefan Zweig sein zweites Leben von 1919 bis 1934.
Ich bin wieder Weltenbummler geworden
und habe die Literatur promenieren geschickt.
Stefan Zweig
I.
Salzburg, 5. November 1919
Stefan Zweig an Paul Zech
Lieber Freund, vielen Dank für Dein Wort.
Ich bin heil aus dem Getümmel heimgekehrt, meine Nerven sind ganz fest und sicher, ich lebe in Salzburg, der entzückendsten Stadt Österreichs in einem Hause, das ich mir vor dem Einsturz der Krone noch kaufte, mit meiner Frau, arbeite viel, … und spüre mich zum erstenmal gesammelt. In Frankreich sind mir die Freunde treu geblieben, in Briefen atme ich europäische Luft und so leugne ich die Niederlage: ich fühle mich aufrechter als je und gehe über die Trümmer der Kaiserreiche unbekümmert meinen Weg in unser gutes Europa hinein. Der lyrische Atem freilich ist lau geworden, ich arbeite an Novellen, Essays …
Oh, ich hätte Dir viel zu erzählen!
***
Beginne mit der Arbeit an dem Stefan-Zweig-Abend mit den drei Erzählungen Die unsichtbare Sammlung, Episode am Genfer See und Buchmendel. Zur Einstimmung erstes Durchblättern des Katalogs der aktuellen Ausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien Stefan Zweig WELTAUTOR und quer in den Briefen nach dem Ersten Weltkrieg gelesen, dabei den Brief vom 5.11.1919 an den Schriftstellerkollegen Paul Zech entdeckt, als mögliche Eröffnung der Lesung notiert.
(Aus dem Arbeitsjournal, 1. August 2021)
Hab gerade noch mal „Ostende“ von Volker Weidemann gelesen. Da waren mir Stefan Zweif und Joseph Roth noch mal ganz nah.
LikeLike
Ein wunderbares Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt. Auch das ungekürzte Hörbuch, gelesen von Ulrich Noethen, eignet sich wunderbar, um den „Sommer der Emigranten“ in Ostende noch einmal zu erleben. Ich werde bestimmt wieder reinlesen, wenn ich mich bald intensiver mit der WELT VON GESTERN beschäftige.
LikeLike
Ich liebe es, wenn du uns so hautnah mitnimmst, lieber Michael. Die Eröffnung mit diesem Zitat ist eine spannende Wahl.
LikeLike
Liebe Anke, ich war auch ganz glücklich, als mir gestern beim Durchstreifen der Zweigschen Briefsammlung dieser kleine Brief an Paul Zech förmlich zuflog. Die drei Erzählungen, die an diesem Abend zu hören sein werden, sind ja in dieser wichtigen Schaffensperiode von Stefan Zweig, seiner Salzburger Jahre, entstanden. Es fühlt sich gerade sehr schön an, wieder Zurückzukommen, zu einem Autor, der mir in den letzten Jahren immer wieder Neu begegnet ist und im Grunde nie weg war. Anke, Danke, dass Du so gespannt mitliest! Liebe Grüße nach Frechen, Michael
LikeGefällt 1 Person