Tagesschnipsel April 2024 // Der April setzte einen beschwingten Anfang. Er gibt sich arbeitsreich. Vieles ist im Entstehen. Ich freue mich, dass nun endlich das Horváth-Projekt einen Namen hat: »Der ewige Spießer"! Meine zweite Bühnenadaption eines Romans von Ödön von Horváth feiert am 1. September 2024 in Hildesheim Premiere. Nach meinem »Überwintern«, dem Zurückziehen in die Arbeit, habe ich wieder angefangen meine Tagesschnipsel zu notieren und zu sammeln. Neben dem Schönen auch manches Bedrückende. Es bleibt nicht aus, in unseren Zeiten.
Mozart
Unheilvoll und gespenstisch, diese unsere Zeit
Die Idee von Ödön von Horváths "Ein Kind unserer Zeit" im Schatten des Angriffskrieges gegen die Ukraine // Der Beginn des neuen Jahres stand ganz im Zeichen der Arbeit an meiner neuen Lesefassung von Stefan Zweigs "Die Welt von Gestern", kündigten sich doch für das Frühjahr erste Auftritte an, die in Erinnerung an seinen Todestag vor 80 Jahren stattfinden sollten. Gleichzeitig erhielt ich in den ersten Januartagen die Einladung, am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz (Erzgebirge) eine Regie zu übernehmen.
Memento mori – Der Tod in Mozarts „La clemenza di Tito“
Der Tod spielt in Mozarts letzter Oper La clemenza di Tito eine zentrale Rolle. Es scheint, als ob jemand unsichtbar die Fäden in der Hand hält und die Menschen, die wie Puppen an den Fäden hängend, nach seinem Willen agieren lässt. Die Menschen handeln in der Clemenza zumeist gegen ihren eigenen Willen, erfüllen viel mehr, was ihnen auferlegt wurde. Auferlegt und bestimmt von Anderen, von der über Generationen überlieferten Tradition.
Treffpunkt für Getriebene
Der Bühnenraum für La clemenza di Tito, Oper Schloss Maxlrain 2018. Der sich nach hinten verengende, im schwarzen Nichts verlierende Bühnenkasten hat sich im Laufe der Konzeption zu einem öffentlichen Raum entwickelt: eine Art Vorzimmer oder Flur in einem öffentlichen Gebäude, von dessen jeweiligen Längsseiten Türen in die angrenzenden Zimmer und Gemächer führen. Ein in die Jahre gekommener Durchgangsraum, mit hellen, schlichten Holztüren, an denen die Farbe abblättert.
Der Schimpfle-Engel als Inspiration für den Cherub in Mozarts „Clemenza“
In meinem Bilderarchiv entdeckte ich während den Vorbereitungen zu meiner Inszenierung La clemenza di Tito für die Oper Schloss Maxlrain (2018) diese Aufnahme einer Engelsskulptur des Künstlers Jochen Schimpfle-Andresen, die mir auf einem Spaziergang durch Überlingen a. Bodensee im Januar 2016 begegnete.