Bilder der Cherub-Szenen in meiner Clemenza-Inszenierung (2018)

Hubert Dobl als Cherub (Tod) in meiner Inszenierung von Mozarts La clemenza di Tito, 2018.
Der Tod spielt in Mozarts letzter Oper La clemenza di Tito eine zentrale Rolle. Es scheint, als ob jemand unsichtbar die Fäden in der Hand hält und die Menschen, die wie Puppen an den Fäden hängend, nach seinem Willen agieren lässt. Die Menschen handeln in der Clemenza zumeist gegen ihren eigenen Willen, erfüllen viel mehr, was ihnen auferlegt wurde. Auferlegt und bestimmt von Anderen, von der über Generationen überlieferten Tradition. Wie gerne würden sie alle dieser Enge entfliehen, Grenzen sprengen und mit ihren Verhaltensmustern brechen. So versucht Tito seine Utopien von einer neuen Gesellschaftsform, gegen die bestehenden Gesetze umzusetzen, diese aufzubrechen und zu leben. Ein neues Denken und Handeln innerhalb der Gesellschaft zu initiieren. Vitellia liebt Sesto nicht. Er ist Mittel zum Zweck. Zu spät erkennt sie ihre wahre Liebe: Tito. Getrieben von ihrem immer größer werdenden Hass und der nicht zu befriedigenden Rache vergisst sie sich selbst und endet am Ende als einsame Frau, die ihr Seelenheil im Selbstmord sucht. Im Angesichts des Todes findet sie endlich zu sich selbst, als selbstbestimmte, mitfühlende Frau.
(Aus den Notizen im Arbeitsjournal, Frühjahr 2018)

Das Leben Titos als Herrscher begann mit einem nie gesühnten Mord: sein Vater raubte den Thron durch Mord an Vitellias Vater. Der Tod als dunkler Schatten der Vergangenheit, den Tito durch ein freies und selbstbestimmtes Handeln besiegen muss. (v.l.n.r. Hubert Dobl als Cherub, Emanuel Dobl als Tito, das Kind und liegend Nenad Čiča als Tito)

Der Cherub als Todesengel ist allgegenwärtig. Das Finale des 1. Akts von La clemenza di Tito. (Cherub mit Chor der Oper Schloss Maxlrain)
Da der Tod der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich mit diesem wahren, besten Freund des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild allein nichts Schreckliches mehr für mich hat.
Wolfgang Amadeus Mozart

Annio (Klaudia Tandl) kämpft mit einer (unsichtbaren) Macht, die es ihm nicht gestattet, Servilia zu lieben. Er gibt sie frei und hadert doch mit dieser Entscheidung. Er muss für diese Liebe kämpfen. Immer dabei: der Cherub, als Zuschauer des Spiels, als Schicksalsbote, als ständiger Begleiter.

Die Zeit, die Oper steht für einen kurzen Moment still. Das Leben hält nach dem Anschlag den Atem an. Ein musikalisches Intermezzo mit Georg Friedrich Händels Arie Loathsome urns aus The Triumph of Time and Truth“. (v.l.n.r. Hubert Dobl als Cherub, Olga Privalova als Sesto und Emanuel Dobl als Tito, das Kind)
Doch das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.
Heinrich von Kleist
Über das Marionettentheater

Der Cherub begleitet Vitellia hinüber in eine neue Welt. (v.l.n.r. Hubert Dobl als Cherub und Karolína Plicková als Vitellia)
Szenenbilder von Joe Hofer während der Fotoprobe am 6.7.2018
in der Reithalle von Schloss Maxlrain