„Sonntags gab es Surbraten mit Sauerkraut und Knödeln“

Giannetta und der Duft der dörflichen Enge in L’elisir d’amore 

Auf der Dorfstraße 

Ein heißer Spätsommertag, Erntezeit. Sonntag. Eine Bushaltestelle vor dem Dorf. Ein Bus hält. Nur wenige Leute steigen aus. Eine junge Frau, Ende zwanzig, mit einem etwa fünfjährigen Mädchen in der einen und einen Reisekoffer in der anderen Hand ist unter den Ankommenden. Sie spürt die Blicke der anderen. 

„Ist das nicht die …?“ „Doch, freilich, ja, das ist sie, die ….“, nuschelt es hinter ihrem Rücken. „Ist die nicht damals mit diesem Ami auf und davon? Was will die denn wieder hier?“ Sie atmet schwer die stickige, staubige Luft. Und, da war er wieder, der Duft von Heimat und Enge. Der Duft von Schweinernem und Kraut, der sonntags schwer und süßlichsauer über dem Dorf lag. Sie schluckte. 

„Nancy, komm.“ Das Kind neben ihr trottete müde neben ihr her, die Dorfstraße entlang. Die Reise war lang, kaum dass das Kind sich noch auf seinen Beinen halten konnte. Sie blickte nach vorne. Am anderen Ende stand er, nicht zu übersehen. Ihr Tritt wurde langsamer. Schließlich blieb sie stehen. Ihre Blicke trafen sich. Er hat sich kaum verändert, dachte sie. Er kam ihr entgegen. Sie standen sich still gegenüber. 

„Jetzt bist wieder daheim“. 

Giannetta ist 21 Jahre alt; wohnt bei ihren Eltern Frieda und Karl und ist ein armes Bauernmädchen. Sie hat drei Geschwister Anna 17, Ilse 26 und Ursula 29. Die beiden älteren Schwestern sind bereits verheiratet mit einem Schuster und einem Maurer und wohnen im Nachbardorf. Zum Essen gibt es unter der Woche meistens Kartoffeln mit Sauerkraut, Eiern oder Leinöl. Sonntags Surbraten oder geräucherten Speck. Träumen tut sie jedoch von Toast und Steak und Cola.

Notizen aus der Rollenbiografie für die Giannetta in L’elisir d’amore von Katharina Wittmann, Frühjahr 2017 

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Will der Enge des Dorfes entfliehen: Giannetta in „L’elisir d’amore“ von Gaetano Donizetti. Katharina Wittmann während der Fotoprobe am 30.6.2017 in der Reithalle von Schloss Maxlrain. (Foto: Joe Hofer)

Surbraten mit Semmelknödeln und Sauerkraut

Zutaten

Für die Sur, in die das Fleisch für eine gute Woche eingelegt wird, benötigt Ihr:

2 l Wasser
80 g Salz
1 EL braunen Zucker
2-3 Knoblauchzehen
1 TL Kümmel
2 Lorbeerblätter
2 angedrückte Piment-Körner,
einige angedrückte Wacholderbeeren

Für den Braten, für 4 Personen:

1 kg gut durchwachsenes Schweinefleisch vom Nacken (Halsgrat)
Kümmel
Pfeffer aus Mühle
Schweineklein
Wurzelgemüse:
1 Zwiebel, 2 Möhren, 1/2 Knollensellerie, nach Belieben ganze, geschälte Knoblauchzehen
Dinkelbier

Das Wasser mit dem Salz und dem Zucker erwärmen, bis sich das Salz und der Zucker vollständig aufgelöst haben. Währenddessen das Fleisch zusammen mit den restlichen Sur-Zutaten in eine Porzellanschüssel legen. Sobald sich die Sur-Brühe abgekühlt hat, über das Fleisch gießen, so dass das Fleisch vollkommen von der Sur bedeckt ist. So kann das Fleisch, gut gekühlt, bis zu sechs Wochen stehen bleiben. Je länger das Fleisch in der Sur liegt, desto salziger wird es.

Ich habe das Fleisch nach gut einer Woche aus der Sur genommen und es kräftig mit Kümmel und Pfeffer eingerieben.

Das Bratenstück zusammen mit dem Schweineklein, sowie das klein gewürfelte Wurzelgemüse in einen Bräter hineingeben und mit etwas Wasser aufgießen. Nach Belieben kann man noch für den Geschmack ein Stück Schweineschmalz auf den Braten geben. Bei ca. 160 Grad den Braten für gute 90 Minuten ins Rohr schieben. Ab und zu nachschauen, eventuell nachgießen. Am Schluss mit einem guten Schuss Dinkelbier aufgießen und die klare Soße abschmecken.

Als Beilagen passen ganz gut Sauerkraut und Semmelknödeln.

Das Dorf riecht nach Schweinsbraten. Wieder richtig, wie der Sonntag sein soll.
Aus „Jagdszenen aus Niederbayern“ von Martin Sperr

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