Heute an einem ganz beliebigen Tage beginne ich wieder – zum wievielten Male! – mein Tagebuch …
Stefan Zweig
… man kann förmlich den Seufzer Stefan Zweigs hören, den er seinen Zeilen vom 10. September 1912 mit auf dem Weg gegeben hat. Er begann wieder mit dem Schreiben eines Tagebuchs. Doch, wie lange er wohl diesmal durchhalten wird? Zu oft hat er schon mit persönlichen Notaten begonnen, um sie dann kurze Zeit später wieder beiseite zu legen.
„Der Grund – ich spürte gerade im Wiederlesen eines Früheren, wie matt, wie gefährlich, wie krankhaft matt mein Gedächtnis geworden ist“, so Stefan Zweig zur Begründung seines wiederholten Versuchs. Er glaubte wohl auch diesmal nicht an die kontinuierliche Arbeit an einem Tagebuch.
Gerade in schwierigen Lebenssituationen oder in den bedrohlichen Kriegsjahren wird es ihm zunehmend schwerer fallen, täglich Rechenschaft über das Erlebte abzulegen. So wird er nach dem Untergang seines verehrten Kaiserreiches 1918 dreizehn Jahre lang kein Tagebuch mehr führen.
Heute an einem beliebigen Tage beginne auch ich wieder – zum wievielten Male! – eine Art öffentliches Arbeitstagebuch zu führen. Den tief sitzenden Stoßseufzer Stefan Zweigs in mir, überlege ich, wie lange ich wohl diesmal durchhalte. Die letzten Versuche sind bereits nach einer kurzen Welle der Euphorie in der Anfangsphase sang und klanglos eingeschlafen. Zum einen hat dem Ganzen mit Sicherheit vor allem eine Struktur gefehlt, die man für einen Blog auf alle Fälle haben sollte. Zum anderen kam 2015/16 ein großer beruflicher wie privater Einschnitt, den ich erst einmal verdauen musste.
An meinem Vorhaben von 2014, mit den Theaterwelten eine Übersicht über meine bisherigen Arbeiten zu geben und vor allem die Entstehungsprozesse der kommenden Inszenierungen und Projekte schreibend zu begleiten, hat sich nichts geändert. Dieser Blog soll ein lebendiges Arbeitsjournal werden, welches meine Arbeit als Geschichtenerzähler am Theater sichtbar, erlebbar und greifbar macht. Da der aktive Theaterbesuch meiner Meinung nach schon zu Hause beginnt, möchte ich den zukünftigen Zuschauer meiner Inszenierungen dazu einladen, mich bei der Entstehung der Stücke von der Konzeptionsidee an über die Proben bis zur Premiere (aktiv) zu begleiten.
Theaterwelten-Besucher, die bereits 2014 meine Arbeit verfolgten und nun die älteren Texte vermissen, sei gesagt, dass diese nicht gelöscht wurden. Vielmehr werde ich diese nach und nach überarbeiten und in den nächsten Monaten neu veröffentlichen.
Vieles ist nach der Blog-Renovierung noch Baustelle und gerade erst im Entstehen, so wie die neuen Kategorien, die ich nach Orten im Theater benannt habe. Sie werden mit Sicherheit während den Proben zu „L’elisir d’amore“ mit Geschichten belebt werden. Also, ein Grund mehr, ab und zu mal in die Theaterwelten reinzuschauen.
Die Theaterwelten, wie ich dieses Arbeitsjournal in Blogform nenne, haben nicht den Anspruch „große“ Literatur zu sein. Vielmehr versammeln sich in den Theaterwelten meine Ideen und Gedanken in Form kurzer oder längerer Notate, Bilder und Videos. Ich kann mir für die Zukunft auch kleinere Reportage oder Interviews vorstellen, die einen Einblick in meine Arbeit als Regisseur gewähren und die jeweilige Herangehensweise bei der Entwicklung einer Inszenierung vermitteln.
Ich lade Euch dazu ein, mich in meine Theaterwelten zu begleiten.
Bevor ich aber den Vorhang wieder hochziehe, möchte ich an dieser Stelle ein großes und herzliches Dankeschön nach Köln, Wien und Berlin schicken. Wibke, Ute, Anke, Anne, Marc und Ray – schön, dass es Euch gibt! Und gut, dass Ihr nicht aufgehört habt, mich direkt oder indirekt bei der Fortführung der Theaterwelten zu bestärken.
Und nun, Vorhang auf!
Lieber Michael,
ich freue mich, dass es hier weitergeht! Bin dir aber auch gerne auf den anderen Kanälen gefolgt. Es ist toll, wie du einen mitnimmst und die Begeisterung für die Theaterarbeit mit uns teilst!
Herzliche Grüße aus dem Rheinland
Anke
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Liebe Anke,
ich freue mich auch und bin froh, dass ich den Vorhang hier wieder aufgezogen habe. Euer leises Zutun war sehr hilfreich.
Herzliche Grüße zurück nach Köln von der Probebühne,
Michael
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