„Das Spiel hatte begonnen, um nimmermehr beendet zu werden“

Tagesschnipsel Juli 2023


„Das Spiel hatte begonnen, um nimmermehr beendet zu werden.“
Ödön von Horváth

1./2. Juli 2023

Auf ein Neues mit Ödön von Horváth! Ich darf meine im letzten Sommer begonnene Beschäftigung mit dem Menschenerzähler, seiner „Dämonologie des Kleinbürgertums“, fortsetzen. Aus Wien mit Impressionen und ersten Ahnungen für das neue Horváth-Projekt zurückgekehrt, traf ich mich an diesem Wochenende mit meiner Bühnen- und Kostümbildnerin Moni Gora zu einem ersten Arbeitstreffen in München. Gemeinsam beginnen wir die Arbeit für ein Stück, dessen Titel an dieser Stelle noch geheim bleiben darf. (Dennoch kann man durchaus schon mit dem Erzählen beginnen, oder?) Wir begeben uns auf die Suche nach einem Raum für das horváthsche Personal, das scheinbar, über die Jahre hinweg, nichts von seiner Authentizität eingebüßt hat. Die Haltlosen und Entwurzelten wirken nicht aus ihrer Zeit gefallen, sondern, im Gegenteil, erschreckend nah und aktuell. Wir tasten uns an sie heran. Erste Skizzen entstehen. Nach meiner Rückkehr schreibe ich einen Gedanken von Dieter Hildebrandt ins Journal, über den ich in den Materialien zu Ödön von Horváth, herausgegeben von Traugott Krischke, stolperte: „Horváths Theater will nicht, wie das Brechts, die Welt als veränderbar zeigen; es will dazu beitragen, die Welt, wie ist und wie sie sich durch Redensarten verschweigen möchte, so kenntlich zu machen, dass dem Zuschauer „anders“ wird.“ Der Gedankenreigen hat sich in Gang gesetzt.

Hinterlasse einen Kommentar