Spätes Tagebuch

Aus den Erinnerungen von Max Mannheimer (1920 bis 2016)

 
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Max Mannheimer (1920-2016) Foto: Eva Faessler, Privatbesitz


Michael Stacheder
liest und erzählt
aus den Erinnerungen von Max Mannheimer

Max Mannheimer hat alles durchlitten, was einem Menschen in dem von den Deutschen entfesselten Inferno zustoßen konnte: Demütigung, Vertreibung, Internierung im Ghetto, Tod fast der ganzen Familie in der Gaskammer, Arbeitslager und KZ, Hunger, Krankheit und Misshandlung. Wie durch ein Wunder hat er die Hölle überlebt. Mannheimer sprach lange nicht über das, was er erlebt hatte. Erst, als er irrtümlich seinen Tod nahe glaubte, entschloss er sich, für die Nachgeborenen das Erlittene festzuhalten.

Max Mannheimer war bis zu seinem Tode im September 2016 unermüdlich tätig in Vorträgen, Diskussionen und Führungen durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. In zahllosen Veranstaltungen, vor allem auch in Schulen, leistete er die schmerzlichste Arbeit der Erinnerung. Sein Spätes Tagebuch ist ein großes menschliches Dokument und erschien erstmals 1983.

Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah.
Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.

Max Mannheimer

Das auftraggebende Vermächtnis von Max Mannheimer hat in den vergangenen Jahren an Dringlichkeit gewonnen. Verstörend registrieren wir nicht nur in Deutschland die Zunahme von Antisemitismus und Rassismus. Verschwörungsideologien, Hass und Hetze vergiften unser Zusammenleben. Achtzig Jahre nach dem Holocaust erleben wir, wie weltweit demokratiezerstörende, imperialistische Ideen auf fruchtbaren Boden fallen und wie Rechtsextreme in die Parlamente gewählt werden.

Das Verstörende darf uns nicht lähmen. Wir dürfen nicht wegsehen und stillschweigend tolerieren, wenn sich menschenverachtende Parolen und völkisches Gedankengut immer weiter in unserer Gesellschaft etablieren. Wir sind als Zivilgesellschaft aufgefordert, für ein demokratisches Miteinander einzustehen. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass »es nicht mehr geschieht.«

Dieser Verantwortung bewusst, besuche ich mit der Lesung aus Max Mannheimers Spätes Tagebuch Schulen, Kulturhäuser und andere Bildungseinrichtungen. In meinen bisherigen Inszenierungen für das Theater setzte ich mich bereits mehrmals mit dem Terror des Nationalsozialismus auseinander. Zudem engagiere ich mich seit mehreren Jahren in der Erinnerungsarbeit. So initiierte ich 2018 zum ersten Mal die Max-Mannheimer-Kulturtage Bad Aibling

Pressestimmen

„Michael Stacheder schildert Momente eines Lebens, die fassungslos machen. Angefangen von noch scheinbar harmlosen Situationen, in denen Max Mannheimer den Judenhass in der NS-Zeit zum ersten Mal miterlebte bis hin zu einem unsäglichen Dasein in Arbeits- und Konzentrationslagern. Dazu liefert Martin Schlumberger am Akkordeon Dissonanzen und atonale Klangbilder, die das Grauen, dem Mannheimer ausgesetzt war, fast greifbar machen. (…) Die Kombination verfehlt ihre Wirkung nicht. (…) Stacheder gelingt es von der ersten bis zur letzten Sekunde, die Anwesenden zu fesseln. Oft lauscht man atemlos den Worten, die einen mitleiden lassen und wütend machen.“ (AIB Stimme, 8. Februar 2018)

„Michael Stacheder las die Episoden mit angemessener Zurückhaltung. Er schlug seine Zuhörer derartig in den Bann, dass kein Nebengeräusch zu hören war. (…) Akkordeonspieler Martin Schlumberger (…) ließ sein Instrument klagen und weinen, dumpfe, vibrierende Töne verliehen den Qualen der Inhaftierten akustisch eine weitere Dimension.“ (Oberbayerisches Volksblatt, 9. Februar 2018)

„Eine Lesung aus Spätes Tagebuch, den Erinnerungen Max Mannheimers, beeindruckte die Schüler der neunten und zehnten Jahrgangsstufe der Staatlichen Realschule Bruckmühl. (…) Besonders eindrucksvoll für die Schüler wurden Mannheimers Schilderungen immer dann, wenn es um Einzelschicksale ging (…) Im Gespräch mit den Schülern im Anschluss an die Lesung wurde deutlich, dass Stacheder besonders daran gelegen ist, das Erbe Mannheimers weiterzuführen, nämlich die Erinnerung an die Gräueltaten des Holocaust gerade bei der jungen Generation am Leben zu erhalten.“ (Mangfall-Bote, 19. Februar 2019)

„Die in ruhigem, klaren Tonfall vorgetragenen Texte schufen eine sehr konzentrierte und gespannte Atmosphäre beim jungen Publikum – und wurden von Stacheder immer wieder mit Hintergrundinformationen, wie etwa zum Lageralltag in Auschwitz, erklärt und vertieft.“ (Tölzer Kurier, 22. Februar 2019)

„Später, als der Krieg tobte und die Familie Mannheimer an der Todesrampe von Auschwitz stand,  ist es die Hoffnungslosigkeit, die die Zuhörer im gut besuchten Bocksaal ergreift. Unter ihnen viele junge Menschen, die sich für die Lesung von Michael Stacheder interessierten. Derartige Erinnerungen von einem Schauspieler gelesen zu bekommen, sei noch einmal etwas anderes im Rahmen des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945, so Karl-Anton Maucher zu Beginn des Abends.“ (…) „Erinnern heiße Haltung zeigen gegen Antisemitismus und Hetze.“ „Da“, so Stacheder, „gebe es noch viel zu tun angesichts der politischen Landschaft in Deutschland.“ (Schwäbische, 31.1.2020) 

„Tiefe Betroffenenheit löste die beklemmende Lebensgeschichte Max Mannheimers bei Zehntklässlern der Wilhelm-Leibl-Realschule in Bad Aibling aus. Bei einer ganz besonderen Unterrichtsstunde brachte der Regisseur und Schauspieler Michael Stacheder den Zehntklässlern die beklemmende Lebensgeschichte Max Mannheimers nahe. (…) Michael Stacheder erhielt am Ende seines einfühlsamen und ausdrucksstarken Vortrages lang anhaltenden Applaus.“ (Mangfall-Bote, 12.2.2020)

„In einem kontinuierlichen Spannungsbogen erlebten die Zuhörer mit, wie von Monat zu Monat die Angst der Familie Mannheimer wächst. (…) Was Mannheimer in seinem Tagebuch (…) schildert – die Todesrampe, Hunger, Krankheit, Folter und Tod – ist für den Zuhörer einerseits in seiner Grausamkeit kaum noch zu ertragen. Anderseits hängt man an den Lippen des Vorlesers – weil man irgendwie doch hofft, dass alles gut wird.“ (Penzberger Merkur, 4. Mai 2021)

„Die Auschwitz-Passagen sind kaum zu ertragen, und wer Mannheimer nie kennenlernte, nie ein Zeitzeugengespräch mit ihm verfolgte und kein Historiker ist, musste von all dem schockiert sein. Vor allem von der knappen, glasklaren Sprache, die durch den Vortrag Stacheders noch in der Wirkung verstärkt wurde.“ (Münchner Merkur, Geretsried, 21.6.2021)

„Der Schauspieler traf mit seinem wohldosierten Ton genau den rationalen Stil Mannheimers, der das Grauen des Erlebten in den Köpfen der Zuhörer entstehen lässt.“ (Gießener Anzeiger, 29.1.2022)

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1983 wurde zum ersten Mal Max Mannheimers „Spätes Tagebuch“ aufgelegt. Die Buchausgabe ist im Piper Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich. 



Mit Michael Stacheder und ein Musiker Dauer der Lesung 90 Minuten 
Keine Pause
Leserechte Piper Verlag München

#MiteinanderErinnern
Der musikalische Rahmen der Lesung kann individuell gestaltet werden. So ist es möglich, dass die musikalische Gestaltung der Lesungen in Schulen von Schüler*innen übernommen wird. 

Im Anschluss an die Lesung ist ein Publikumsgespräch möglich.

Begleitprogramm
Workshop „Miteinander erinnern – Vom Leben erzählen“

Aufbauend auf den Erinnerungen von Max Mannheimer entwickelte ich für den Deutschen Volkshochschul-Verband in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Ehm Welk der Landeshauptstadt Schwerin einen mehrtägigen Theater-Workshop zur Beschäftigung mit Lebensbiografien von NS-Opfern. Der Workshop ist sowohl für Schüler*innen aller Schulformen ab 14 Jahren als auch für Erwachsene geeignet.

Zeitraum für Lesungen und Workshops
Termine ganzjährig auf Anfrage möglich.

Honorar auf Anfrage.
zzgl. 10% der Roheinnahme als Tantieme, min. 70,00 EUR + MwSt. + GEMA

Anfragen und Buchungen für Lesungen und Workshops hier.